18.10.2022 |
Wer an den Herbst denkt, denkt an bunte Blätter - und doch ist abgefallenes Herbstlaub oft das Erste, was wir aus unseren Gärten entfernen wollen. Dabei ist es zum Entsorgen viel zu schade: Wenn wir abgefallenes Laub nicht einfach wegwerfen, können wir es auf vielfältige Arten nutzen; und der Tier- und Pflanzenwelt im Garten Gutes tun.
Der Herbst, die goldene Jahreszeit: Blätter färben sich leuchtend bunt, und fallen schließlich von den Bäumen. Als patente Gärtner*innen nehmen wir das nicht selten zum Anlass, uns den Rechen zu schnappen und das Laub flugs zu entfernen. Der Laub-Entsorgungsstress sorgt jedoch nicht nur für Unruhe, er ist auch keinesfalls nötig: Denn wer das Herbstlaub richtig nutzt anstatt es zu entsorgen, und es mancherorts einfach liegen lässt, tut den Pflanzen und Tieren im Garten viel Gutes - und kann die leuchtenden Herbststunden entspannt genießen.
Herbstlaub kann auf vielfältigste Weise im Garten eingesetzt werden - und ist viel zu schade für den Müll, wo es leider oft landet. Denn: Viele Pflanzen freuen sich über Laubmulch; besonders jene, die ursprünglich im oder um den Wald wachsen. Dazu gehören Hecken und Sträucher, zum Beispiel Himbeeren, aber auch Erdbeeren. Eine schützende Schicht aus Blättern verrottet im Laufe der Zeit zu Humus, versorft so den Boden mit Nährstoffen und verbessert seine Beschaffenheit. Sie untersdrückt was Wachstum von Unkraut; und sie sorgt dafür, dass Feuchtigkeit länger im Boden gespeichert bleibt.
Wer nach dem Mulchen noch Laub übrig hat, kann es zu wertvollem Kompost machen. Da der Zersetzungsprozess von Laub relativ lange dauert, lohnt es sich, einen eigenen Laubkompost anzulegen. Der gelingt am besten mit unterschiedlichem, nicht allzu feuchtem und mit etwas Gartenerde vermischtem Laub.
In der kühlen Jahreszeit dient das Laub kälteempfindlichen Pflanzen außerdem als Frostschutz. Mehrjährige Pflanzen (etwa Rosmarin und andere Kräuter) kommen leichter über den Winter, wenn sie in eine dicke Laubschicht eingepackt, abgefallene Blätter großzügig um sie verteilt werden.
Und nicht nur den Pflanzen dient eine Laubschicht als wärmende Winterdecke – so manchem Tier kann ein schützender Laubhaufen im Winter das Leben retten. An einem sicheren Ort mit durchlässigem Boden aufgehäuft, dient er Igeln, Kröten und auch Insekten als Überwinterungs-Quartier. Achtung: Wenn der Laubhaufen im Laufe des Winters in sich zusammenfällt, geht die kälteisolierende Luftschicht verloren. Deswegen sollten immer auch Äste und Reisig unter die Blätter gemischt werden, die den Unterschlupf stabilisieren.
Verlieren die Gartenbäume im Herbst ihre Blätter, düngen sie sich damit quasi selbst. Wer das Laub einfach liegen lässt, sorgt also dafür, dass die Nährstoffe wieder in den Boden gelangen und damit im Kreislauf bleiben. Und doch gibt es manche Orte im Garten, wo es besser entfernt werden sollte. Denn die Herbstblätter bergen auch ihre Tücken, allen voran eine nicht zu verachtende Rutschgefahr: So sollten vor allem Gartenwege und Einfahrten laubfrei gehalten werden. Auch Rasenflächen fühlen sich unter größeren Mengen Laub nicht allzu wohl und könnten zu faulen beginnen – einzeln verstreute Blätter dürfen allerdings getrost liegen bleiben.
Wer das Laub entfernen möchte, sollte dies mit einem simplen Rechen tun und auf den Laubsauger unbedingt verzichten. Die Geräte schrecken mit ihrer Lautstärke nicht nur Tiere und Nachbarn auf; sie produzieren zudem oftmals Feinstaub und schädliche Emissionen; und entfernen nicht nur Blätter, sondern auch unzählige Kleintiere und Pflanzensamen. Die händische Arbeit ist die ungleich naturbewusstere (und wesentlich entspanntere) Variante, Wege rutschfrei zu halten und tierfreundliche Laubhaufen zu schaffen.
Wer nun entspannt in die kühlere Jahreszeit startet und weniger Zeit mit Laubkehren verbringt, hat in diesem Herbst vielleicht sogar Zeit und Muße, kreativ zu werden. Denn auch dazu eignet sich das bunt leuchtende Herbstlaub. Mit Kindern entstehen lustige Blättertiere oder Blattstempel-Bilder; herbstliche Kränze oder mit Laub beklebte Windlichter bringen Herbststimmung ins Haus. Und erinnern uns vielleicht daran, das Laub als kostbares Naturmaterial wertzuschätzen, anstatt uns darüber zu ärgern.